Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

#1

Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 05.12.2010 20:43
von Nadja • Forenseelchen | 462 Beiträge | 366 Punkte

Es ist Sonnabend und wir haben uns viel vorgenommen. Trotz alledem möchten wir auf unser ausgedehntes Frühstückswochenende nicht verzichten.
Wer von euch kennt sie nicht, die Rituale, für die auch unsere Vierbeiner sooooooooooo empfänglich sind? Geregelte Abläufe werden „ruckdi, zuckdi“ für ihr Großhirn geentert und wie selbstverständlich und just in time eingefordert.
So auch an diesem Sonnabend.
Mitten in der Nacht, plötzlich und unerwartet, wird unsere Bettdecke um ca. 40 kg Gewicht erschwert und zwar von einer zur anderen Sekunde und mit viel Pech kratzt dabei eine Pfote im Gesicht herum. Diesmal hat es meinen Mann getroffen, erleichtert ja auch das Aufstehen! Unsere Hunde sind wohlerzogen und wecken uns 7 Mal in der Woche zur gleichen Uhrzeit.
Ja, und der Sonnabend birgt besondere Aufgaben in sich, ausgehen und anschließend zum Bäcker vorbei.
An lockerer Leine vor dem Geschäft sitzen, ganz cool und zu zweit, mit dem Wissen,
dass der Inhalt vielleicht auch für sie bestimmt ist.
Die leuchtenden Augen und die große Freude, die nach dem Hinaustreten aus dem Geschäft meinem Mann entgegenströmt, sollten anschließend noch unser Thema am Tisch sein.
Nun muss es schnell gehen. Zu Hause angekommen, wird der Tisch gedeckt, Kaffee aufgesetzt und der Eierkocher in Gang gesetzt. Ich warte oben, bis die Gemeinde da unten in der Küche mit den Vorbereitungen fertig ist. Es sind ja auch die Katzen mit an Bord. Es wundert mich immer wieder, wie viel Platz doch so ein kleiner Raum bieten kann. Wie im Zirkus, nimmt jeder Vierbeiner den erkämpften Platz ein und es schallt ein: „Liebling, Frühstück“, nach oben.
Es geht los, ich versuche meine Füße vorsichtig zwischen die Hindernisse zu setzen und plumpse auf meinen Stuhl, geschafft!
Kurz darauf ertönt der Alarm des Eierkochers, wieder Unruhe am Boden. Daran werden sich die Hunde und Katzen nicht gewöhnen. Da mein Tischbereich durch die Hunde versperrt ist, steht mein Mann noch einmal auf…………
Endlich! Einen Schluck heißen Kaffee genießen, ist sehr heiß….
Die Brötchentüte liegt in meiner Nähe, ich greife sie, es knistert…. und schon spüre ich das stille Flehen beider Hunde an meinem Bein.
Sie tricksen mich aus, heben die Augenbrauen und senken sie, legen die Köpfe nach links und rechts, heben ein Bein, ganz zaghaft hoch, so spielerisch elegant.
Mein Mann sendet nonverbale Signale zu mir, er hat seine Ruhe, mit ihm flirten sie nicht um Brötchen! Er kann knistern soviel er will, stört die Hunde nicht.
Mit meinem Messer bin ich damit beschäftigt, die Brötchen zu halbieren. Der Große hebt versehentlich den Tisch mit seinem Kopf an und der Kleine steht auf zwei Beinen und legt beide Füße auf meinem Knie ab.
Der Blick dieses Hundes ist pädagogisch wertvoll, so wird man vom Hund erzogen.
Das Brötchen wird langsam, wie zufällig, zu meinem Mund geführt. Mein Blick ist aus dem Fenster gerichtet, da die Zeitung gerade mein Mann hat!
Es regnet Krümel auf den Kleinen hinab und so schaut er melodramatisch zu meinem geschlossenen Mund, als ob er sich für die Anatomie des Kauvorganges interessieren würde.
Ich blicke hinab und sehe in ein großes Augenpaar, hatte gar nicht gewusst, dass mein Hund so lange Wimpern hat.
Er bleibt still, doch auch ein stilles Flehen kann ganz schön laut sein.
Der Große kümmert sich jetzt um meinen Mann, war klar.
Schon habe ich mein Messer in der Hand und säge ein Stück vom Brötchen für meinen kleinen Liebling ab. Was er für weiße Zähne hat und wenn er kaut, dann schiebt er das Brötchen von links nach rechts in die Wangentasche…
Wie dankbar die Hunde sind und wie sich freuen können.
Wir blicken zu unseren Hunden herab und sind stolz auf sie.
So wird es hoffentlich noch gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz lange weitergehen, an unserem Frühstückstisch, an den Wochenenden, begleitet von dem stillen Flehen der Hunde am Frühstückstisch.

L.G.Dorit


Nadja, Kimba und Kisha

zuletzt bearbeitet 05.12.2010 20:44 | nach oben springen

#2

RE: Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 05.12.2010 20:44
von Nadja • Forenseelchen | 462 Beiträge | 366 Punkte

Schmunzeln muss........

Soooooooo ein Flehen kenne ich ebenso - und wenns nur die Rübe in der Jackentasche ist, die genüsslich verspeist werden möchte vom ausgehungerten Hotti, dass den lieben langen Tag keinen grünen Grashalm bekam, nur getrocknetes, hartes Gras, auch Heu genannt.
Mit Vorfreude auf Rüben und das wohlschmeckende Müsli steht sie in der Box und döst vor sich hin, bis ein kurzes Hallo ihre Aufmerksamkeit auf mich lenkt. Geradezu magisch von meinem Wandeln angezogen verfolgt sie jeden Schritt und Tritt den ich auf dem Hof tue,bis die so ersehnte Rübe in ihrem langen Maul verschwindet.
Gründlich kauend und mit leuchtenden Augen blickt sie mich an, ob nicht noch so eine Rübe parat liegt. Prüfend, einem Polizisten gleich mustert sich mich von oben bis unten, ob nicht so ein Gemüse aus der Jackentasche ragt. Es riecht nach Rüben, aber es ist keine zu sehen...... da muss man doch selber aktiv werden und schiebt meine Jacke hin und her. Endlich an der Jackentasche angekommen stösst sie auf harte Sachen die nur Rüben sein können. Ungeduldig forscht sie in der Tasche und versucht eine Rübe herauszuziehen. Da - eine Hand kommt hervor. Sie schaut sehr genau hin und bleckt schon die Zähne um die Rübe schnell genug zu erhaschen..... ein Seufzer ihrerseits lässt erahnen, dass die Geduld bald zu Ende ist.
Erneut schubbert sie an der Tasche, beisst hinein. Ach ohweh, die Jacke schmeckt ihr nicht. Da, schon wieder kommt eine Hand hervor - mit einer Rübe zwischen den Fingern. Das Maul wandert mit den Handbewegungen mit. Schnell, her damit, bevor die Rübe schlecht wird gibt sie mir zu verstehen. Die Rübe wandert zwischen die Vorderfüsse....... nach hinten, weiter......und weiter....
SO kann man keine Rübe geniessen, der Kopf schnellt hoch, prüft meine Hände, ob diese die Rübe noch halten. Erneut geht der Kopf nach unten, krümmt sich mehr und mehr, die Füsse zittern als könnten sie die schwere Last des Kopfes nicht mehr tragen. Die Lippen werden länger und länger, die Rübe kommt den Zähnen näher und näher. Ein Schnapper......die Rübe ist schon wieder zu weit weg. Sie grunzt. Noch ein weiterer Versuch. Endlich hat sie nach grosser Anstrengung die Rübe schnappen können und fordert den nächsten Tribut. Eine einzelne Rübe schmeckt nicht gut genug, wo sind die anderen?
Die Jackentaschen nach aussen gestülpt gebe ich ihr zu verstehen, es ist nichts mehr da und nichts mehr in den Taschen. Den Kopf zur Seite geneigt, blickt sie mich ungläubig und fragend an. Prüfend fährt das Maul um die Jackentaschen, doch es fällt nichts raus........
So wartet sie, bis das Abendessen, das Müsli in ihren Trog geschüttet wird. Genüsslich und mit äusserster Konzentration schiebt sie die Rüben und Äpfel wie in einem Wok zur Seite um an das Müsli zu kommen.
Was zuviel ist, das ist zuviel und fliegt konsequenterweise aus dem Trog um nach dem reichlichen Mahl als Nachtisch zu dienen. Gewissenhaft wird der Trog mit Apfelsaft und Rübenstückchen gesäubert und leergeschleckt. Ein prüfender Blick, und der Kopf schnellt nach unten zum Nachtisch.
Die Lichter gehen aus und Stille kehrt ein - bis zum nächsten Ritual des Rübenerhaschens.......

Eine kurze Zusammenfassung aus dem "wahren Leben" eines Pferdes....
Auch wenn es den Anschein hat, dass das Pferd ausschliesslich bettelt, kann ich ruhigen Gewissens sagen:
Trotz dieser Macke (die meist schwer aberziehbar ist) hat sie den Anweisungen folge zu leisten und tut das auch ohne Murren.
Was wären unsere Tiere ohne ihre Macken - es sind nunmal Wesen mit schwankenden Gemütern wie die 2-beinigen Tiere (Menschen).

Eine 2. Chance? Ja - dann aber gerechter.
Auf der Suche nach einem guten Lehrer ? Das eigene Tier ist der beste Lehrer für den Mensch.
Es kommt nicht darauf an, was der Kopf denkt, sondern was das Herz spricht !

_________________

LG Wolfs-Spirit (Oli)


Nadja, Kimba und Kisha

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#3

RE: Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 11.12.2010 11:30
von chaos diver (gelöscht)
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Zitat von Nadja

Der Blick dieses Hundes ist pädagogisch wertvoll, so wird man vom Hund erzogen.
L.G.Dorit



ich musste so lachen!!!

@Oli,
deine Geschichte kann ich so gut nachvollziehen. Ich hab vor nem Jahr auf einem Kinderbauernhof als Zivi gearbeitet und musste mich dort um die Tiere kümmern. Wir hatten u.a. auch 2 Ponys (für mich waren die so groß wie Pferde...). Und genau so war das oft auch. Man kommt morgens rein, die Tiere sind schon ganz unruhig weil sie wissen, auf der Koppel gibts Futter!! Wenn man Heu hin und Her geschoben hat haben die auch wirklich immer danach geschnappt. Das war echt göttlich. Nun ja, umso mehr ich hier was lese um so mehr fällt mir ein.

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#4

RE: Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 11.12.2010 12:13
von Dorit (gelöscht)
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Erst einmal ein liches Willkommen auch von mir aus dem hohen Norden.
Deine Berichte lese ich sehr gern, weil sie so nachvollziehbar und harmonisch sind.
Da jeder von uns auf so viele Erlebnisse mit Tieren zurückgreifen kann und noch erleben wird, werden wir sicherlich unerschöpfliche Kommunikationen haben.
Ich freue mich drauf und wünsche dir einen schönen Tag, lG Dorit

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#5

RE: Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 16.12.2010 20:37
von Fast Wolfspirit • Chaostechniker | 2.061 Beiträge | 1833 Punkte

Schade dass wir kein Video gemacht hatten, als der Heißluftballon hier über dem Stall schwebte..... es war mehr als zum lachen. Ein Bild davon ist in der Bildergallerie zu sehen von mir....fehle nur noch die Geräusche


Eine 2. Chance? Ja - dann aber gerechter.
Es kommt nicht darauf an, was der Kopf denkt, sondern was das Herz spricht!
LG Fast WolfSpirit (Oli)
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#6

RE: Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 16.12.2010 21:08
von Dorit (gelöscht)
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Was war mit den Pferden, halli. galli, oder?
Ich glaube für diese Schäden, z.B. Zaundurchbruch.o.ä., müssen die Ballonorganisatoren zahlen

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#7

RE: Das stille Flehen am Frühstückstisch (Satire)

in Geschichten unserer Tiere 16.12.2010 21:12
von Fast Wolfspirit • Chaostechniker | 2.061 Beiträge | 1833 Punkte

Zu diesem Zeitpunkt war Canza mit mir alleine im Stall. Was die anderen Pferde auf der Koppel gemacht hatten weiss ich nicht, Jedenfalls machte ich aus dieser Situation einen Gag - um auch Canza zu zeigen, ist nicht immer alles so schlimm wie es aussieht. Sie hat sich das ganze auch extra anschauen dürfen, um zu sehen woher das genau kommt und wie das aussieht. Es schadet ihr absolut nicht, wenn sie sich an sowas besser gewöhnt. Das geht nun mal am besten wenn man ohne Angst bei der Sache ist aber trotzdem Herr der Lage sein muss.
Im Falle wenn Schäden durch Pferde entstehen, verursacht vom Ballonführer, muss dieser dafür haften, ja.


Eine 2. Chance? Ja - dann aber gerechter.
Es kommt nicht darauf an, was der Kopf denkt, sondern was das Herz spricht!
LG Fast WolfSpirit (Oli)
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